Umstellung mit Hindernissen (Teil 2)

Er ist tot, Jim! (27.12.2011):
Leblos steht er da. Tapferer kleiner Server, seine Zeit war wohl gekommen. Aus dem geöffneten Gehäuse hängen Teile der Innereien heraus. Dieser Anblick ist wirklich nichts für schwache Systemadministratoren. Das erste Mal seit zwei Jahren stehen die Festplatten und die Ventilatoren still (für den Büroumzug musste ich ihn abschalten, ansonsten wären es vier Jahre gewesen). Eine einsame LED leuchtet mir schwach vom Motherboard aus entgegen, als wollte sie mir mitteilen: "Nein, dieser Computer ist noch nicht tot! Sieh' doch, hier ist immer noch ein wenig Energie!". Ich ignoriere sie und schalte den Strom ab. Nachdem sie langsam erloschen ist, beginne ich mit der Autopsie.

Vorsichtig ziehe ich den Festplattenkäfig heraus und lege ihn behutsam auf die Seite. Der Plan ist so einfach wie genial: mein Rechner und der Server haben das selbe Motherboard. Da ich bereits die neuen Bauteile für unsere Workstations bestellt habe (nach vier Jahren darf man seinen Rechner ruhig einmal aufrüsten), denke ich an eine teuflische Transplantation... sofern der RAID-Controller und das Betriebssystem das auch mitmachen. Der eigentliche Umbau ist mit einigem Fluchen und - wie könnte es anders sein - einem oberflächlichen Schnitt im Finger verbunden, aber ansonsten schnell erledigt. Na bitte, sieht doch wieder aus wie neu. Als ich den Strom einschalte, leuchtet mir die selbe kleine LED freudig entgegen, um mir mitzuteilen, dass ich zumindest auf dem Motherboard keinen Kurzschluss zu haben scheine. Okay, dann schalten wir die Kiste ein und hoffen auf das Beste.

Leise surrend fahren die Festplatten hoch, der POST sieht soweit gut aus, es scheint alles in bester Ordnung zu sein. Der RAID-Controller erkennt korrekt, dass es sich bei den vier Festplatten um ein funktionierendes RAID5 handelt, ja selbst die Systemkennung stimmt. Ich bin begeistert und warte darauf, dass das Betriebssystem vielleicht ebenfalls so problemlos startet. Eine ekelhafte Fehlermeldung belehrt mich, dass man leider nicht immer gewinnen kann und so installiere ich diesen Teil eben noch einmal neu (da es sich um eine kompakte FreeBSD-Version handelt, ist das in etwa 10 Minuten erledigt und nicht wirklich der Rede wert).

Endlich fährt "cerebrum" wieder hoch und stellt mir seine Daten zur Verfügung. Der Server ist gerettet... dafür habe ich keine Workstation mehr.

Wird in den nächsten Tagen fortgesetzt...

Achtung, Anmerkung in mittelschwerer Geek-Sprache: Der Intel ICH9R-Controller scheint die RAID-Informationen auf den Platten selbst abzulegen und nicht in einem eigenen ROM. Auch wenn es ein Software-basierter Controller sein mag (den viele nicht mögen), finde ich diesen Ansatz gar nicht mal schlecht. Sowohl das RAID5 aus dem Server als auch das RAID1 aus der Workstation wurden auf allen Boards mit dem ICH9-Controller einwandfrei erkannt und (weiter)verwendet.
31.01.2012 - 18:14

Kommentare

doktor
01.02.2012, 12:51
operation gelungen, patient tot
KIENI
01.02.2012, 19:37
Da ich diesen Kommentar von meiner Workstation aus schreiben, hat ja alles irgendwie ein gutes Ende gefunden. Man darf gespannt bleiben